Palermo
Der
Weckruf hatte geklappt und wir krabbelten noch total verschlafen aus
den Federn. Es half aber nichts, es musste sein. Leute glaubt mir, so
eine Kreuzfahrt ist kein Zuckerschlecken. Schnell hatten wir uns
durchgerungen, dass wir das Frühstück heute entfallen lassen, bzw.
dies auf Cappuccino mit frisch gepressten Orangensaft beschränken.
So blieb noch Zeit, nach der Morgenwäsche einen Blick vom Balkon zu
wagen. Was war das? Es war schon 08.30 Uhr und die Küste von
Sizilien war noch weit entfernt. Schnell wurde uns klar, dass die
Orchestra mit Sicherheit nicht pünktlich in Palermo anlegen wird.
Aber dies wäre für unseren geplanten Ausflug Grundvoraussetzung
gewesen. Nein, ich verrate es euch noch nicht was wir vorgehabt haben
und ob wir es geschafft haben den geplanten Ausflug durchzuführen.
Ich weiß ich bin böse.
Da
blauer Himmel war, gut die Temperaturen waren noch nicht so der Hit,
entschlossen wir uns, den Kaffee auf dem Pool-Deck einzunehmen und
die Entwicklung der Dinge von dort aus zu beobachten. So viel kann
ich schon mal verraten, wir konnten uns beim Kaffee trinken Zeit
lassen, unser Ausflug war definitiv geplatzt. Die Orchestra machte
erst um 09.30 Uhr am Kai in Palermo fest, war aber zu dieser Zeit
noch nicht frei gegeben. Das war ärgerlich. Trotzdem machten wir uns
landfein und konnten schließlich erst um 09.45 Uhr von Bord gehen.
Um
10.08 Uhr wäre unser Zug vom Hauptbahnhof Palermo nach Cefalú
abgefahren. Um zum Bahnhof zu gelangen hätten wir noch mit dem Bus
fahren müssen, dessen Haltestelle auch einige hundert Meter vom
Hafen entfernt lag. Diesen Ausflug müssen wir uns also für eine
andere Kreuzfahrt aufsparen.
So
schlenderten wir einfach einmal in Richtung Theater Politeama, ohne
einen richtigen Plan zu haben, was wir am heutigen Ostersonntag in
Palermo unternehmen sollen. Während des Spaziergangs grub ich in
meinen grauen Zellen und dabei fiel mir ein, dass es eine sehenswerte
Ortschaft nahe Palermos gab, zu der von den Schiffen auch Ausflüge
angeboten wurden. Bei der Ortschaft handelt es sich um Monreale. Ich
wusste, dass man nach Monreale auch mit dem öffentlichen Bus
gelangen kann, der aber vom Piazza Indipendenza in Palermo abfährt.
Um zum Piazza Indipendenza zu kommen, nahmen wir die Buslinie 104. Es
dauerte, bis ein Bus dieser Linie kam, aber das waren wir von unserem
letzten Palermoaufenthalt schon gewohnt. Am Piazza Indipendenza
angekommen hielt, noch während ich versuchte mich zu orientieren,
ein Bus der Linie 389 direkt vor uns. Von der Anzeige des Busses
leuchtete es groß und hell MONREALE. Manchmal braucht man auch ein
klein wenig Glück. Der Busfahrer wurde gleich von uns und zwei
jungen Französinnen belagert. Der Busfahrer erklärte uns
umfangreich in schnellem italienisch den weiteren Ablauf. Es war
augenscheinlich, dass allen, außer dem Busfahrer, klar war, dass wir
vier nur „Bahnhof“ verstanden. Egal, auf dem Bus stand MONREALE
und dort wollten wir hin.
Ich
nehme es vorweg, der Busfahrer hatte uns erklärt, dass er heute
nicht ganz nach Monreale fahren kann, vermutlich wegen der
Osterfeierlichkeiten, sondern nur zu einer Haltestelle in einer
Ortschaft vorher. Wir machten uns schon auf einen anstrengenden
Fußmarsch bereit, als wir in einen weiteren, kleinen Bus bugsiert
wurden, der heute als Shuttlebus zwischen Rocco und Monreale
eingesetzt war. Ein wenig abenteuerlich, aber so lieben wir es. In
Monreale wurden wir dann aus dem völlig überfüllten Bus direkt an
dem altehrwürdigen Dom ausgespuckt.
Dom von Monreale |
Natürlich
hatten wir keinerlei Beschreibung von Monreale und was es dort alles
zu sehen gibt. Wenigstens konnte ich eine kurze
Offline-Wikipedia-Beschreibung auf meinem Handy abrufen. Als erstes
versuchten wir in den Dom zu kommen. Dort fand aber gerade die
Ostermesse statt. Zudem war der Kirchenraum fast so überfüllt wie
der kleine Shuttle-Bus. Also die Türe rückwärts wieder ins Freie.
Dort flanierten wir ein wenig bei schönem Wetter, aber einer steifen
Prise, durch das malerische Städtchen.
In den Gassen von Monreale |
Chiesa di San Giuseppe in Monreale |
Es
ging nun schon auf Mittag zu und ganz ohne Frühstück und dazu die
gute Bergluft führte dazu, dass sich unser Magen zu Wort meldete.
Also schauten wir, was es so alles für den kleinen Hunger gab. Eine
Bäckerei weckte dabei unsere Aufmerksamkeit. Diese bot frisch
gebackene Panini mit diversen Belag an. Das war ganz nach unserem
Geschmack. Seid ihr schon einmal in einer italienischen Bäckerei
gewesen? Der Geruch, mmmhhhhh! Und das Panini schmeckte wie es roch.
Während wir uns diesem Genuss hingaben, sahen wir, dass vom Dom her
Menschenmassen strömten. Gut, denn dann können wir uns den Dom von
Innen ansehen. Ohne Hektik aßen wir jedoch zu Ende, ließen sich das
Getümmel legen und machten uns dann auf den Weg zum Dom. Dort
angekommen betraten wir die gewaltige Kirche und dort fand, zu
unserer Verwunderung, schon wieder eine Messe statt. Wir entschlossen
uns, an der Messe teilzunehmen und uns während der Zeremonie die
Kirche von unserem Platz aus anzusehen.
Im Inneren des Doms von Monreale |
Der
Dom von Monreale, erbaut im 14. Jahrhundert, ist absolut
beeindruckend, wie man an den Bildern unschwerlich erkennen kann.
Früher
war dem Dom ein Kloster angegliedert, von dem noch ein Innenhof mit
Kreuzgang besichtigt werden kann. Als wir dies verwirklichen wollten,
war dieser aber bereits geschlossen. So blieb uns nichts anderes
übrig, als uns ein wenig rund um den Dom umzusehen. Dabei fanden wir
auch Örtchen, von denen man aus einen wunderschönen Blick über
Palermo hatte.
Ausblick von Monreale auf Palermo |
Zum
Abschluss unseres spontan eingeschobenen Ausflugs, gönnten wir uns
in einem Cafe in der Nähe des Doms einen Cappuccino. Wir waren uns
einig, dass der Besuch Monreales wirklich nicht als Lückenbüßer
angesehen werden kann, sondern absolut lohnenswert war.
Ausblick beim Cappuccino auf den Piazza EmanueleV. |
Zurück
zur MSC Orchestra ging es auf dem selben Weg, wie wir nach Monreale
gekommen sind. Leider waren die Wartezeiten auf die Buslinien 289 und
104 über die Maßen lang. Ob dies nur an der Tatsache lag, dass
Ostersonntag war, kann ich nicht sagen. Da wir aber genügend
Pufferzeit hatten, mussten wir nicht in Panik verfallen. Lediglich
unsere Füße, die uns soooo lange tragen mussten, nahmen uns die
Steherei übel.
Schließlich
erreichten wir gegen 17.00 Uhr unser Schiff.
Die MSC Orchestra im Hafen von Palermo |
Kurzentschlossen
steuerten wir das Buffet-Restaurant an und gönnten uns noch eine
Pizzaschnitte und einen „selbstgebauten“ Hamburger. Schließlich
war es bis zum Abendessen noch lange. Dieses Gefühl war es dann
anscheinend auch, dass wir saßen, ein Bierchen tranken und saßen
und saßen und die Zeit, wie es halt auf Kreuzfahrtschiffen so ist,
dahin flog. Als wir diesen Umstand endlich bemerkten, improvisierten
wir. Darin waren wir heute schon Meister. Kurzerhand ließen wir den
geplanten Show-Besuch ausfallen und schon hatten wir wieder genügend
Zeit, um uns für den heutigen Galaabend hübsch zu machen.
Der
Rest des Abends bzw. der Nacht ist schnell erzählt: langer
Galaabend, bedingt durch interessante Gespräche mit den
Tischnachbarn, Cocktail trinken und sehr spät ins Bett.